top of page

Wie lernt man agiles Arbeiten am Besten?

Aktualisiert: 1. Feb. 2021

Axel Straschil, Berater für Business Agility, beantwortet uns, geprägt von seiner langjährigen Erfahrung, die Frage: "Wie lerne ich am besten Agilität?"



Aus meiner Sicht ist die einfachste Art und Weise es einfach zu tun! Agilität heißt ja auch ganz einfach 1.etwas zu tun

2. zu reflektieren was ich getan habe und

3. darüber nachzudenken was ich besser machen könnte.


Wenn ich mir auch immer wieder die Fragen stelle - das sind meine liebsten Fragen, meine wichtigsten Fragen: "Warum bin ich heute hier? Wofür bin ich heute hier? und Warum machen wir das so?" Wenn ich mir immer wieder diese drei Fragen stelle, ich für mich täglich, gemeinsam im Team und in fixen Zyklen. Wir sagen, wir nehmen uns einmal pro Woche, einmal pro Monat, alle zwei Wochen Zeit uns diese Fragen zu stellen mit dem Ziel, dass wir EINE Antwort haben, die wir mitnehmen wollen. Ich denke damit hat man alle Voraussetzungen und alle Schritte gemacht, um in Richtung Agilität und New Work zu kommen.


Ist es wirklich so einfach, nur diese Fragen alleine, dass man in Agilität kommt? Ist es diese einfache Reduktion oder gehört da doch mehr dazu an Einstellung, Mut, an Überlegungen an Größer denken?


Meine Erfahrung ist, wenn man versucht es so zu tun wird man merken, dass es nicht so einfach ist und es ein schwieriger Weg ist. Es ist natürlich sehr einfach zu sagen in dem Handbuch auf Seite 348 steht, wir sollen jeden Tag um 9:15 Uhr 10 Minuten zusammenstehen und dann auseinandergehen. Das ist eine sehr einfache Variante.


Wenn ich mir wirklich die Fragen stelle, als Team, das kann man ganz einfach mal ausprobieren. Wir sind fünf Leute, lasst uns mal zu fünft zusammenkommen und lasst mal jeden zwei Minuten darüber reden: "Warum bin ich heute hier? Warum machen wir das? Warum machen wir das so? Dann wird man sehen, dass dort Themen kommen, die nicht einfach sind, die sehr schwierig sind. Da kommen so Themen wie vielleicht: Ich will gar nicht darüber reden! oder Warum soll ich eine Antwort geben, bringt ja eh nichts! oder Da muss ich zuerst meinen Chef fragen, ob ich darüber reden darf! Das sind für mich Prozesse die sind gar nicht einfach, die sind sehr schwierig aber sehr tiefgreifend und sehr nachhaltig.


Impuls Thomas: Das erinnert mich früher an die gute alte Rauchpause. Damals haben noch alle geraucht oder die Meisten und man durfte das auch noch, und dann sind wir bei einer Zigarettenlänge zusammengestanden und einer von uns hat sein Problem geschildert, dass er gerade hatte und während er es erzählt hat, hatte er es gelöst gehabt. Die anderen Herumstehenden haben nicht einmal den Mund aufgemacht, mussten gar nichts dazu sagen, der Kollege oder die Kollegin, die halt das erläutert hat und das Problem formuliert hatte ging mit der Lösung wieder zurück an den Arbeitsplatz und das ging sich auf eine Zigarettenlänge aus.


Ich finde es auch ganz toll, wie jetzt Firmen immer mehr anfangen, dass sie so kleine Kaffee- oder Teeinseln bauen, weil sie sagen wir wollen so Kommunikationsinsel wieder schaffen. Wenn ich mit Teams Coachings mache, höre ich auch immer wieder jetzt in dieser Covid Zeit ... Was fehlt uns? ... der Flurfunk, das Ungeplante, dieser spontane Austausch. Die Regelmeetings sind alle gut, aber so einfach mal spontan über was reden können, das fehlt uns einfach.


Ich find's auch super schön, um mal bei SCRUM zu bleiben, wenn bei einem Team ein Sprint wirklich super gelaufen ist - "Wir haben den Springt einfach geil hinbekommen, haben alle Ziele erreich!" mal zu sagen "Wisst ihr was, lasst uns mal zur Retro überhaupt nichts machen, lassen wir es gut sein, freuen wir uns einfach, gehen wir ein Eis schlecken, gehen wir ein Bier trinken!"


Was aus meiner Sicht alle diese - ich sage jetzt mal noch größer - New Work Prozesse gemeinsam haben ist Reflektion, ständige Reflektion in stetigen Zyklen. Ich guck zum Beispiel alle zwei Wochen, alle drei Wochen, alle vier Wochen, wie ist es gelaufen und wie können wir uns als Team selbst verbessern.


Aus meiner Sicht, wenn ich jetzt mal so die agile Coaching Brille aufsetzen, wenn ich ein Team sehe, was von sich aus einen eigenständigen Verbesserungsprozess gestartet hat, dann kann ich auch sagen: "Ui, die sind jetzt viel schneller geworden wie ich, da muss ich vielleicht noch aufpassen, dass ich die nicht bremse, die werden agil sein agil laufen!" Da gibt es natürlich auch keine besser und schlechter, wir machen einfach das beste daraus und mehr kann man sowieso nicht erreichen.


Impuls Thomas: Es gibt auch einen Hundesport Agility. Ist das in einer Form vergleichbar? Da geht es darum Hindernisse so schnell wie möglich gemeinsam so gut wie möglich zu überwinden. Ließe sich da eine Parallele herstellen?


Ich kenne diesen Hundesport Agility leider nicht muss ich gestehen. Die Parallele ist natürlich schön. Eine der Aspekte von Agilität ist natürlich Hindernisse gemeinsam zu überwinden. Ein zweiter Aspekt für mich ist natürlich auch, dass ich sage ich möchte eigentlich als Team davon wegkommen, dass ich Hindernisse akzeptiere um sie ständig zu überwinden, sondern ich möchte eigentlich auch die Freiräume haben und die Entscheidungsfreiheiten haben hier meine Laufbahnen selber zu gestalten, also eigentlich sogar noch einen Schritt weiter zu kommen. Ich weiß, dass es lange

Zeit immer war, ja der Scrum Master ist derjenige der für die Impediments (Hindernisse) zuständig ist, der räumt sie weg oder unterstützt das Team dabei sie wegzuräumen.


Ich denke nach 20 Jahren agiles Manifest macht es mal auch wirklich Sinn mutig einen Schritt weiter zu denken. Wir wollen nicht eingebettet sein in eine Welt voller Hindernisse, die wir wegräumen, wir wollen in der agilen Welt nicht anderen sagen die Hindernisse wegzuräumen, sondern wir wollen eigentlich einen richtig schönen Arbeitsfluss haben, einen richtig schönen Valuestream, was so richtig Spaß macht und klar, Hindernisse wird's immer geben und Hindernisse hat's immer gegeben.

27 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen
bottom of page